Der BIM-Gesamtkoordinator

Juni 21, 2019

Eine neugeschaffene Rolle in der BIM-Planung ist der BIM-Gesamtkoordinator, der eine übergeordnete Person in dem Planungsprozess darstellt. Dabei ist das Anforderungsprofil dieser neuen Rolle noch sehr unscharf und wenig in der Praxis etabliert. Dabei lehnt sich das Leistungsbild an der Rolle des Gesamtleiters an, der für die Erfüllung der Ziele des Bauherrn einsteht. Als Systemführer ist er verantwortlich für die unterschiedlichen Aspekte der Planung und bildet die Schnittstelle zwischen Bauherrschaft und Planern. In einer BIM-Planung wird dies verschärft, da BIM eine Bündelung aller Informationen der verschiedenen Fachdisziplinen bedeutet, die inhaltlich und prozessual koordiniert werden müssen. Gemäss Merkblatt 2051 des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) wird diese Leitung der kooperativen Planung von dem BIM-Gesamtkoordinator übernommen. Er hat eine grosse Verantwortung, da er die Abhängigkeit der verschiedenen Gewerke erkennen, die Planung koordinieren und die involvierten Planer anweisen muss. Er hat einen Überblick über alle Planungsaspekte und stimmt diese mit dem Auftraggeber ab. Basierend auf dem Leistungsmodell SIA 112 wird die Rolle der Gesamtleitung bei den Architekten in der SIA 102, bei den Bauingenieuren in der SIA 103 sowie bei den Gebäudetechnikern in der SIA 108 beschrieben. 

Der Architekt bietet sich als BIM-Gesamtkoordinator an, da er ein Spezialist im Zusammenfügen verschiedener Komponenten zu einem räumlichen Ganzen ist. Obwohl die verkleidete, nicht sichtbare Gebäudetechnik eine entscheidende Rolle für das Funktionieren des Gebäudes spielt, wird der Eindruck eines Gebäudes, unabhängig von der Fassade oder dem Innenraum, von den raumbildenden Elementen der Architektur geprägt. Der Architekt, als Gesamtleiter ein erfahrener Systemführer des Planungsprozesses, bringt das interdisziplinäre Gesamtwissen für die Verwirklichung des Bauvorhabens mit. Gegenüber einem Bauherrn kann sich der Architekt mithilfe dieses holistischen Wissens als Vertrauensperson profilieren, während ergleichzeitigdieSchnittstelle nach innen (Planerteam) bilden kann. Mit seiner Sorgfalts- und Treuepflicht hat er ein hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Bauaufgabe und dem Auftraggeber. Dabei sollte vorgängig ein detailliertes Pflichtenheft zwischen Architekt und Bauherrschaft erstellt werden, in dem die technologischen und personellen Anforderungen geklärt werden. 

Aufgrund einer vorherrschenden Skepsis gegenüber den technologischen Anforderungen weisen Architekten häufig ein Wissensdefizit mit BIM auf. Wenn die Architekten BIM als mögliche Kompetenzerweiterung verstehen möchten, sollten sie das Fachwissen mit gezielten Schulungen nachbessern.Nur so können die Versprechen der besseren und schnelleren Planungsergebnisse eingelöst werden. Die engere Zusammenarbeit einer BIM-Planung erfordert erhöhte soziale Kompetenzen, die die Architekten aus ihrer Erfahrung als Gesamtleiter bereits vorweisen können. Jetzt braucht es noch das technologische Fachwissen um als BIM-Gesamtkoordinator den BIM-gestützten Planungsprozess kompetent leiten zu können.  

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Quellen:

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.),SIA 112 – Leistungsmodell, Zürich, 2001

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.), SIA 102 – Ordnung für Leistungen und Honorare der Architektinnen und Architekten,Zürich, 2013

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.), SIA 103 – Ordnung für Leistungen und Honorare der Bauingenieurinnen und Bauingenieure, Zürich, 2014

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.), SIA 108 – Ordnung für Leistungen und Honorare der Ingenieurinnen und Ingenieure der Bereiche Gebäudetechnik, Maschinenbau und Elektrotechnik,Zürich, 2013

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hrsg.), Merkblatt SIA 2051 Building Information Modelling (BIM), Zürich, 2017